»Between Music and Dance« Kollaborations-Chat mit Anna Neubert (und Elsa Artmann, Annie Bloch, Silvia Ehnis Perez Duarte, Vincent Michalke)

Fotos: Rebecca ter Braak (oben), Arne Schmitt (1. und 2. von links), Robin Junick (2. von rechts), Jörn Neumann (rechts)

Wo verfransen sich in Köln freie experimentelle Musik- und Tanzszene und wer kollaboriert hier mit wem wie zu welchen Themen? Im Februar spricht Anna Neubert, Geigerin beim Ensemble uBu und Konzertregisseurin, mit Carla Jordão und Timm Roller von SPECIES Group, Silvia Ehnis und Vincent Michalke von TachoTinta und Elsa Artmann und Annie Bloch von ArtmannDuvoisin.

Das choreografische Trio TachoTinta besteht aus den Tanzkünstlerinnen Silvia Ehnis Perez Duarte, Mijin Kim und Seulki Hwang (Mexiko und Südkorea). Ihre neue Produktion »commonnorm« spielen TachoTinta am 14. und 15. April 18:30 Uhr in der Tanzfaktur in Köln.
»Wir leben und arbeiten an Rhein und Ruhr als Expertinnen in kulturellen Missverständnissen. Wir nähern uns Fragen der Körperlichkeit und des Storytellings aus einer transkulturellen Perspektive und lassen uns von den Hürden und Missverständnissen auf dem Weg inspirieren. In einem spielerischen, lebendigen und zugänglichen Ton laden wir das Publikum ein, sich zu beteiligen, seine Sinne zu wecken, sein Bewusstsein zu schärfen und darauf zu vertrauen, dass Teilen das Leben bereichert.«
TachoTinta arbeitet mit dem Komponisten Vincent Michalke zusammen, in »Cultural Drag« gehen sie gemeinsam mit dem Publikum den Weg des Drag, des glamourösen Übertreibens. Persönliche Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzungen drängen immer wieder zum Nachdenken über Kultur, Identität und Transkulturalität. Stereotyping oneself wird dabei zur subversiven Strategie, um mit Erwartungen, Zuschreibungen und Wahrnehmungen zu spielen.

Elsa Artmann und Samuel Duvoisin arbeiten seit 2015 als Artmann & Duvoisin an performativen und installativen Formaten im Theater- und Kunstkontext. Themen ihrer Arbeit sind Formate und Konzepte gesellschaftlichen Zusammenlebens wie die Kleinfamilie, Wohnen und Arbeit. Dabei begleiten sie Fragen nach kollektiver Komposition und geteilter Autor*in-nenschaft ebenso wie nach dem politischen Gehalt tänzerischer Tätigkeit.
Für »A Voice of A Generation« arbeiteten sie mit Musikerin Annie Bloch zusammen und untersuchen in Stimme und Bewegung Überschneidungen ihrer tänzerischen Tätigkeit mit neoliberalen Konzepten von Selbst und Arbeit und spekulieren, wie sich ihre künstlerische Sprache verändern kann, wenn Ideen von Steigerung, Erneuerung, Singularität und Überwindung der eigenen Grenzen feierlich verabschiedet werden.

Als Geigerin, Master of Desaster von ensemble uBu oder Komplizin anderer Künstler:innen spielt, inszeniert und infiltriert Anna Neubert Konzertsettings, bisher zu erleben u.a. bei den Schwetzinger Festspielen, AchtBrücken Festival, Bundeskunsthalle und Beethovenhaus Bonn, Villa Massimo Rom, auch in diversen Kulturbunkern und Kitas. Sie führte Regie bei zahlreichen Konzertprojekten, wie zuletzt für die Reihe INTERVALL der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.
Seit 2020 forscht sie im Rahmen der »Weaving Concerts« mit der Textilkünstlerin Nicole Kiersz zu den Schnittstellen zwischen Musik und Webkunst. Weiterhin ist sie als Geigerin und Performerin in Konzerten von electronicID, in Produktionen der Jungen Oper am Rhein, im Duo mit dem Gitarristen Leonhard Spies und gemeinsam mit der Sopranistin Marie Heeschen in einer szenischen Fassung von G. Kurtágs Kafka-Fragmenten zu erleben. Anna Neubert studierte Violine und Zeitgenössische Musik in Köln und Paris.