Die Neue Musik unserer Zeit löst sich zusehends von eurozentrischen Traditionen und Konzepten und öffnet sich für neue Einflüsse. Allerdings scheinen die etablierten Förderstrukturen nur schwer mit dem Wandel der künstlerischen Praxis Schritt halten zu können. So fallen viele Projekte, die unterrepräsentierte künstlerische Perspektiven einnehmen oder alternative Formen der Musikproduktion und -präsentation erproben, durch das Raster der öffentlichen Kulturförderung.
In diesem Workshop sollen Wege aufgezeigt werden, wie nachhaltige Förderstrategien für Musikprojekte entwickelt werden können, die sich zwischen Musiktraditionen, Genres und Kulturen bewegen. Gemeinsam besprechen wir, wann es Übersetzungsarbeit bedarf und wie potenzielle Einwände gegen die Bewilligung von Anträgen vorweggenommen und entkräftet werden können. Außerdem stellen wir Fördereinrichtungen in Berlin, Köln sowie auf Bundesebene vor, die explizit Künstler*innen und künstlerische Ansätze fördern, welche bisher unzureichend vertreten sind.
Der Online-Workshop am 9. März 2022 will grundlegendes Wissen vermitteln und arbeitet mit Inputeinheiten, Gruppendiskussionen, Kleingruppenaufgaben und kollegialem Austausch.
Workshopleitung
Cymin Samawatie & Ketan Bhatti (Trickster Orchestra)
Cymin Samawatie ist Sängerin, Dirigentin und Komponistin der zeitgenössischen Musik. Mit ihrem Quartett Cyminology vereint sie kammermusikalischen Jazz mit persischer Lyrik u.a. von Rumi, Hafis, Khayyam und Forough Farrokhzaad. Mit dem Trickster Orchestra, das sie seit 2013 dirigiert, verfolgt sie gemeinsam mit konzeptbasierte Kompositionsmethoden, die Improvisation und Nachahmung in verschiedene musikalische Sprachen und Traditionen einbringen und interdisziplinäre, transtraditionelle Musiksprachen schaffen. Cymin Samawatie hat u.a. Werke für Projekte der Berliner Philharmoniker, das Osnabrücker Morgenlandfestival, Female voice of Iran Orchestra, Divan Berlin Istanbul, Neuköllner Oper und Komische Oper Berlin komponiert und dirigiert. Ihr künstlerisches Wirken wurde u.a. mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH 2018, dem bundesdeutschen creole Weltmusik Award und zahlreichen Jazz-Preisen ausgezeichnet. 2018 und 2020 war Cymin Samawatie Stipendiatin an der Kulturakademie Tarabya.
Ketan Bhatti ist als Komponist und Schlagzeuger ein Grenzgänger zwischen verschiedenen Genre- und Kulturwelten. Seine Arbeiten reichen von zeitgenössischer Kammermusik über experimentelles Musik- und Tanztheater, Bühnen- und Filmmusik bis zu elektronischen, Hip-Hop-basierten Produktionen. Seit 2003 komponiert er mit seinem Bruder Vivan Bhatti regelmäßig für die Inszenierungen des Regisseurs Nuran David Calis u. a. im Deutschen Theater Berlin und im Schauspiel Köln. Ketan und Vivan Bhattis Musiktheaterstücke basieren auf Kooperationen mit Autoren wie Feridun Zaimoğlu oder Roland Schimmelpfennig, stellen Fragen zu Integration und Ausgrenzung und wurden u. a. an der Neuköllner Oper, der Tischlerei – Deutsche Oper Berlin und der Staatsoper Hannover (ur-)aufgeführt. Mit Cymin Samawatie gründete er 2013 das Trickster Orchestra als Kammerorchester für zeitgenössische, transtraditionelle Klangwelten und experimentelle Erarbeitungsmethoden.
Mi 09.03.2022, 15-18 Uhr
(digital via zoom in deutscher Lautsprache).
Wir bitten um verbindliche Anmeldungen über diesen Link.
Die Workshops sind kostenfrei.
Der Online-Workshop ist leider nicht auf allen Ebenen barrierefrei. Wir bemühen uns, auf verschiedene Bedarfe einzugehen und den Workshop anzupassen, wenn Sie uns in der Anmeldung entsprechende Hinweise geben.
Über ONpaper Digitale Workshopreihe von der inm / field notes berlin und ON Cologne
In unserer diesjährigen online Workshopreihe Onpaper, die wir wieder gemeinsam mit der initiative neue musik / field notes berlin ausrichten, vermitteln Expert*innen grundlegende Kompetenzen für die Arbeit in der Freien Szene.
Unter dem Stichwort »Antragsfitness« machen wir Euch bereit für die Projektförderung im Frühjahr. Neben klassischen Workshops mit Einführungen zu den Förderlandschaften Berlins und Kölns, zum Antragschreiben oder zur Abrechnung bauen wir dieses Jahr auch auf neue Formate und bieten Meet the Jury, regelmäßige Förderstammtische oder Sessions zum gemeinsamen Antragschreiben an.
Wenngleich sich die Freie Szene zum Teil gerade durch die Herauslösung aus hierarchischen Arbeitsweisen definiert, die Machtmissbrauch und Rassismus weithin begünstigen, ist auch sie nicht von strukturellen Ausschlüssen befreit. Im Gegenteil, es mangelt an unterschiedlichen Perspektiven und nicht normkonformen Körpern, Haltungen, Erzählweisen und Ästhetiken. Mit Workshops zu Anti-Rassismus und Diversitätsentwicklung möchten wir die Szene in diesem Öffnungsprozess begleiten, für blinde Flecke sensibilisieren sowie mit Empowerment-Angeboten marginalisierten Personen den Zugang in die Szene erleichtern.
Ein drittes Modul zu Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Audience Development sowie Profilbildung und Management soll mit konkreten Hilfestellungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten helfen.
Die digitalen Workshops richten sich an Künstler*innen der Freien zeitgenössischen Musikszene in Köln und Berlin und sind kostenfrei. Wir bitten um verbindliche Anmeldungen.
Die Workshopreihe wird nach der Sommerpause weitergeführt. Das Programm geben wir im Laufe der nächsten Monate bekannt. Meldet Euch gern mit Anregungen oder Vorschlägen unter marketing@inm-berlin.de oder info@on-cologne.de!
Die inm – initiative neue musik berlin e.V. wird unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem Programm Stärkung des Innovationspotenzials in der Kultur (INP).
ON – Neue Musik Köln wir gefördert vom Kulturamt der Stadt Köln und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.