Jahresrückblick

Liebe Freund:innen von ON,

dieses Jahr war bei uns einiges los! Manches davon war im ganzen Stadtraum sichtbar, anderes lief ohne großes Aufsehen und als Teil unseres Tagesgeschäfts im Hintergrund. Ein guter Zeitpunkt, um zurückzuschauen!

Ein großes Highlight war das Musiktheaterfestival ORBIT, das wir in diesem Jahr zum zweiten Mal ausrichten durften. Die gut besuchten Aufführungen bewiesen, dass es in und rund um Köln ein großes Interesse an künstlerischen Explorationen gibt, die Disziplinenverständnisse erweitern. Und, dass Musiktheater in Köln nicht nur kulturelles Erbe ist, sondern lebt, atmet und wachsen will – wenn man es denn fördert. Deswegen hoffen wir, dass die Stadt Köln das Momentum des neu aufgebauten Publikums, der neuen Produktionsansätze und des überregionalen Blicks auf Köln nicht verstreichen lässt, und das ORBIT Festival auch in Zukunft weiter fördert.

Unsere Zeitung NOIES geben wir nun schon seit zweieinhalb Jahren heraus. In Zeiten, in denen Kulturjournalismus unter großem ökonomischen Druck steht, schaffen wir Öffentlichkeit für Musik jenseits des Mainstreams. Eine große Bereicherung unserer redaktionellen Arbeit war unser Beitritt zu EM Guide, einem Netzwerk europäischer Musikmagazine. Durch den Austausch mit unseren slowakischen und ungarischen Netzwerkfreund:innen haben wir die deutsche Förderlandschaft ums Neue zu schätzen gelernt. Aber wir wurden auch dafür sensibilisiert, dass mit dem Erstarken antidemokratischer Kräfte auch ein wachsendes Misstrauen gegenüber einer Kulturpolitik einhergeht, die durch die Förderung diverser Stimmen den Pluralismus unserer Gesellschaft widerspiegelt und die Herausforderung des Gewohnten zulässt – seien es Hör- und Sehgewohnheiten oder gesellschaftliche Normalitäten. Die kritische Öffentlichkeit und der gesellschaftliche Austausch, den Kunst ermöglicht, sollte uns einiges wert sein.

Mit Beratungen und Workshops, Technikverleih und Proberaumvermietung haben wir auch in diesem Jahr die freie Szene unterstützt. Und: auf unserem eigenen Label haben wir zwei CDs herausgegeben! Was sonst noch so passiert ist, könnt Ihr unten nachlesen.

Diesen Newsletter möchten wir auch nutzen, um uns zu bei all denen zu bedanken, mit denen wir in diesem Jahr zusammengearbeitet haben – von den Künstler:innen bis zu den “Möglichmacher:innen”: Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter:innen, Projektleiter:innen, Aushilfen, technischen Leiter:innen, Buchhalter:innen, Workshopexpert:innen und vor allem bei unseren Kolleg:innen der freien Szene, die uns auch in der aktuellen Interimszeit Unterstützung und gute Impulse geschenkt haben. Wir hoffen, wir sehen Euch alle schon bald im kommenden Jahr wieder!

Winterliche Grüße aus dem ON-Büro,
Verena und Wiebke

Foto: Sophia Hegewald

ORBIT
Festival für aktuelles Musiktheater

Ein besonderer Zauber lag im Frühjahr in der Kölner Luft, als 4 Tage lang Musiktheater in allen seinen Facetten zelebriert wurde. Unter der künstlerischen Leitung von Sandra Reitmayer und Christina Messner durften wir das Festival zum zweiten Mal veranstalten und erinnern uns mit Freude an Sänger:innen im Kopfstand, mysteriöse Crime Scenes, kulinarische Performances und Oper für nicht-hörendes und hörendes Publikum. Die beiden künstlerischen Leiterinnen entschieden sich bewusst dazu, ausschließlich Wiederaufführungen auf die Bühne zu bringen – und stellten damit die Nachhaltigkeit einer reinen Uraufführungspraxis in Frage.

Foto: Sophia Hegewald

Mit
Luísa Saraiva, Senem Gökçe Oğultekin, Der Täubling, Michael Maierhof, Steffen Pohl, Isabel Osthues, Daniel Gloger, Frauke Aulbert, Hannes Seidl, MAM.manufaktur für aktuelle musik, POLAR PUBLIK*, Carlota Ramos, Carlie Schoonees, Pedro Lima, Benjamin van Bebber, Leo Hofmann, Pascal Fuhlbrügge, Alexis Ludwig, Frauke Meyer, Charlotte Pfeiffer, Hannah Schmidt, Akiko Ahrendt, Laris Bräucker, Nora Krahl, Roman Pfeifer, Mik Quantius, Franziska Henschel, Athena Lange, Daniel Arkadij Gerzenberg, Daniel Moreira und Vendula Nováková.

Wir bedanken uns bei unseren Partnern und Unterstützern: unseren Aushilfen und Mitarbeiter:innen, Stimme X, Oper Köln, Un-Label, Hochschule für Musik und Tanz Köln, Brunnen e.V., Alte Feuerwache Köln, Orangerie Theater und 674FM. Und ganz besonders beim Produktionsbüro Littlebit!

NOIES
Zeitung für neue und experimentelle Musik in NRW

Schon seit zweieinhalb Jahren gibt es die NOIES – und damit alle 2 Monate Printkulturjournalismus über neue und experimentelle Musik in NRW. Mit der Zeitung vernetzen wir einerseits die entlang der Ruhr und des Rheins verstreuten Szenen.

Andererseits wollen wir mit der Zeitung neues Publikum gewinnen. Deswegen liegt die NOIES an öffentlichen Stellen wie Museen, Plattenläden oder Buchhandlungen kostenlos aus und wird über den Kölner Kulturservice an Kulturorten verteilt. Und wir haben mittlerweile 650 Direktabonent:innen, die nicht nur aus NRW kommen, sondern weit darüber hinaus: die NOIES wird in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und vielen weiteren Städten abonniert und gelesen!

Ab dem kommenden Jahr wird der Versand in ein kostenpflichtiges Abo überführt. Aber teuer wird das nicht: für nur 2€ pro Ausgabe verschicken wir die NOIES direkt nach Hause. Und: die Printausgaben werden dabei sogar noch umfangreicher. Also schnell noch anmelden, um die erste Ausgabe nicht zu verpassen. Per Mail an noies@on-cologne.de

Die NOIES geben wir in Kooperation mit der Kölner Gesellschaft für Neue Musik (KGNM) und der Gesellschaft für Neue Musik Ruhr (GNMR) heraus.

EM Guide
Netzwerk

Die NOIES ist seit Anfang des Jahres Teil eines EU-geförderten Netzwerks für europäische Musikmagazine namens EM Guide. Zu EM Guide gehören insgesamt 6 Magazine von Köln bis Osteuropa. Das Netzwerk teilt Artikel und übersetzt Beiträge in die jeweils anderen Sprachen, mit dem Ziel, den freien Musikszenen größere Sicht- und Hörbarkeit zu verschaffen. Mit einem ausgewählten Workshopprogramm bilden sich die Magazine darin weiter, mit welchen nachhaltigen Modellen wir uns Kulturjournalismus heute noch leisten können. Im Projektzeitraum entstehen außerdem gemeinsame Artikel, ein Printmagazin und eine große Party in Wien im Frühling. Einladung folgt!

Wir sind gerade in diesen Zeiten, die von vielen unerfreulichen Nachrichten geprägt sind, sehr froh über unsere neuen europäischen Freundschaften, über den fachlichen Austausch und vor allem über viele tolle neue Musiktipps aus Wien, Bratislava, Budapest, Prag und vielen weiteren Städten. Ďakujem, köszönöm, děkuji und danke an unsere Magazinfreunde von Easterndaze, Kaput Mag, MMN Mag, Struma+Iodine und 3/4 magazine.

Marco Pascarelli bei ChezON

ChezON
Künstler:innengespräche

In der ersten Jahreshälfte veranstalteten wir wieder drei Ausgaben unserer Reihe ChezON. Diesmal aber nicht in unseren eigenen vier Wänden, sondern im Studio Palmin, dem gemeinsamen Arbeitsraum von Sebastian Gramss, Vincent Stange, Maria Wildeis und Florian Zwißler, den wir im Rahmen unserer Proberaumbeteiligung unterstützen. Der Raum bietet beste Akustik und Technik für unsere Gäste, und schön ist er auch noch!

In unserer Artist Talk Reihe ChezON sprechen Musiker:innen und Komponist:innen über ihren Arbeitsprozess. Durch die tollen Möglichkeiten im Studio Palmin wurde die Reihe deutlich konzertlastiger: Alexis Ludwig aka Graneg Sandpapier, Heinrich Lenz, Marco Pascarelli, Hanna Schörken und Christina Zurhausen erzählten von ihrem künstlerischen Werdegang und gaben kurze Konzerte.

Im Januar co-veranstalten wir übrigens wieder im Studio Palmin. Infos dazu folgen im kommenden Newsletter!

Foto: Niclas Weber

Studio für elektronische Musik

Seit diesem Jahr ist ON Cologne Träger der Wiedereröffnung des Studio für Elektronische Musik! Aus dem Bestand, der nun der Stadt Köln gehört, soll kein reines Museum entstehen, sondern ein international ausstrahlender Produktionsort und ein Ankerpunkt für internationale Vernetzung und Zusammenarbeit. Zwar läuft die Suche nach einem geeigneten Standort für das zukünftige Studio aktuell noch. Die Taskforce aus Prof. Svetlana Maraš, JProf. Florian Zwißler und Thomas Gläßer arbeitet jedoch bereits jetzt daran, internationale Expertisen und Ideen zum Betrieb des zukünftigen Studios zu bündeln.

Im Oktober fand dazu ein erster Workshop statt. Im kommenden Jahr folgt ein öffentliches Symposium mit zahlreichen internationalen Gästen und Musik. Infos dazu folgen in Kürze auf unserer Website.

Installative Konzertperformance von Haugg und Schneider. Copyright: Jörn Neumann / ACHT BRÜCKEN

ON @ ACHT BRÜCKEN

ACHT BRÜCKEN ist das größte Festival für neue und zeitgenössische Musik in Köln. Die freie Szene Kölns darf dabei natürlich nicht fehlen. ON Cologne präsentiert schon seit vielen Jahren im Rahmen von ON @ ACHT BRÜCKEN herausragende Künstler:innen und Werke der freien Szene in Köln.

In diesem Jahr zeigten wir drei besondere Beiträge von Gerhard Haugg und Ludger F.J. Schneider, Trio Abstrakt und Simon Rummel.

Gerhard Haugg und Ludger F.J. Schneider setzten sich in ihrer Komposition “f-d-g-(D)o” mit der Tötung eines senegalesischen minderjährigen Flüchtlings durch Dortmunder Polizisten vor zwei Jahren auseinander. Das Trio Abstrakt führte seine Aufführungspraxis fort, die von längerfristiger Kooperation mit Komponist:innen geprägt ist und spielte Werke von Marco Momi und Haukur Þór Harðarson. Und am späten Abend sorgte Simon Rummel für eine ganz besondere Atmosphäre in St. Maria im Kapitol, wo er zwei Werke für großes Gläserspiel und Instrumente präsentierte.

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe von ACHT BRÜCKEN im kommenden Mai!

ON Cologne Records
Label

Auf unserem hauseigenen Label haben wir dieses Jahr zwei CDs veröffentlicht.

Annegret Mayer-Lindenberg lernte die Viola d’Amore während ihrer Ausbildung zur Geigenbauerin kennen, und stellte fest, dass es für dieses außergewöhnliche Instrument noch wenig zeitgenössische Musik gibt. Für “Viola d’amore JETZT” beauftragte sie neue Werke von Simon Rummel, Farzia Fallah, Jesse Broekman, Annegret Mayer-Lindenberg, Roman Pfeifer und Thierry Tidrow.

Das Album “Kurzwelle” vom Duo Vertige wiederum ist das Ergebnis eines langjährigen Austauschs zwischen sechs jungen Komponist:innen und erfahrenen Musiker:innen aus NRW und Japan. Harfenistin Mirjam Schröder und Perkussionistin Rie Watanabe spielen auf “Kurzwelle” Stücke von Takuya Harashima, Nayoung Yuk, Peter Rubel, Hotaka Tanigawa, Dariya Maminova und Natsuki Niwa.

ONpaper
Digitale Workshopreihe

Ein Herzstück der Arbeit von ON Cologne ist die Beratung von Musiker:innen und Komponist:innen der freien Szene. Wie stellt man Projektanträge, wie schreibt man einen KFP, wie registriert man sich bei der GEMA? Zu diesen und weiteren Fragen geben wir schon seit einigen Jahren gemeinsam mit field notes / inm Berlin kostenlose Online-Workshops, in denen Musiker:innen von Expert:innen allerlei Hilfreiches über das Arbeiten in der freien Szene lernen können.

Neben unseren Classics zur Projektförderung ging es dieses Jahr auch um inklusive Öffentlichkeitsarbeit, Steuererklärungen und IT-Sicherheit. Ein weiteres Highlight war dieses Jahr die Sonderreihe “Community of Practice”, die wir gemeinsam mit der Ernst von Siemens Musikstiftung, dem Goethe-Institut, Impuls neue Musik, der inm / field notes, dem Musikfonds, Akademie der Künste und Art Musik Denmark veranstalteten.⁠ Wie können Bühnen nachhaltiger gestaltet werden? Wie kann das Publikum möglichst emissionsfrei an- und abreisen? In der Reihe vermittelten Expert:innen praktisches Wissen für nachhaltige Aufführungspraxen.

Technikworkshop mit Waltraud Blischke

ON Support

Mit unserem Supportangebot unterstützen wir die freie Szene der neuen und experimentellen Musik von der Antragsstellung bis zum Konzert!

Wer Fragen zu Projektförderungen hat, kann mit unserem Büro einen Beratungstermin ausmachen. Über unser Proberaumangebot können außerdem tageweise unsere beiden Proberäume in Buchheim und im Quartier am Hafen in Poll gemietet werden – zu einem günstigen Preis! Und großer Beliebtheit erfreut sich auch unser Technikverleih. Musiker:innen und Veranstalter:innen können hier diverse Mikrofone, PA-Anlagen, Kabel, Nebelmaschine und weiteres ausleihen. Und das umsonst!

Achtung: unser Supportangebot wird aufgrund der angespannten Personallage bei ON bis voraussichtlich Mitte Januar ausgesetzt. Wir halten Euch auf dem Laufenden!

MuProMandi

Seit 16 Jahren unterstützt ON Cologne MuProMandi, ein Programm, das Grundschulschüler:innen an Improvisation und experimentelle Musik heranführt.

Das Programm wurde 2008 von der Offenen Jazzhausschule in Kooperation mit der Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Platz in Köln Sülz initiiert. Seitdem ist MuProMandi Teil aller vier Schuljahrgänge. Die Dozent:innen sind Musiker:innen der Freien Szene Kölns. In ihren Kursen können die Schüler:innen ganz ihrer Neugier auf Klang, Rhythmus, Stimme und Spiel nachgehen.

Wir danken den Dozent:innen, der Leitung und den Lehrkäften der Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Platz für die tolle Arbeit!